Tagung des Arbeitskreises Buntpapier 2011

Dr. Frieder Schmidt, Leiter der Papierhistorischen Sammlungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums, begrüßte am Freitag, dem 25. Februar 2011 im Sitzungszimmer des historischen Gebäudes der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig die Teilnehmer des neunten Treffens des Arbeitskreises Buntpapier.

Freitag, 25. Februar 2011

Nach Absprache des Programms und Vorstellung aller Teilnehmer begann die Tagung mit dem Bericht von Susanne Krause und Julia Rinck in Vertretung von Matthias Hageböck, die das Projekt der Erschließung von an Büchern verarbeiteten historischen Buntpapieren in der Abteilung Historische Drucke und Rara der Staatsbibliothek zu Berlin vorstellten. Dabei verwiesen sie insbesondere auf die zukünftige Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung historischer Bucheinbände (AEB).

Die Frage der Erschließung von Buntpapieren im Buchbereich in öffentlichen Bibliotheken, insbesondere im Kontext deren Digitalisierung, wurde von Ilse Mühlbacher, Restauratorin an der Österreichischen Nationalbibliothek (ONB) in Wien, aufgegriffen. Außerdem stellte sie anhand von Originalpapieren und digitalen Fotos Kromekote-Papiere von Micheline de Bellefroid und deren Schülerinnen vor und berichtet über ihre Adaptation dieser Technik auf säurefreiem Papier (Kromarchiv).

Kromarchivpapier von Michelle de Bellefroid. Foto: JR

Es folgte die Präsentation der durch das Buchmuseum kürzlich erworbenen Buntpapiersammlung Konrad Simon durch Frieder Schmidt, der insbesondere auf die spezielle, vom Sammler in den Jahren 1912–1919 selbst entwickelte Dokumentation und Klassifikation aufmerksam machte. Dieser Teil des Treffens endete mit einem Einblick in den aktuellen Stand der Website www.buntpapier.org, die von Julia Rinck als Überblicksseite zum Thema Buntpapier und als Arbeitsplattform für den Arbeitskreis erstellt wurde.

Exkursion: Lichtdruckwerkstatt Leipzig

Das Initial für den folgenden Programmpunkt waren die mittels Lichtdruck faksimilierten Einbandpapiere (Wurzelmarmor- und Kiebitzpapiere) der so genannten Reichsbibliothek in unserem Tagungsraum. Die letzte Lichtdruckwerkstatt Europas, die ihren Platz im Leipziger Museum für Druckkunst gefunden hat und in der diese Buntpapiere hergestellt wurden, war das Ziel unseres Ausfluges am Nachmittag. Hier gab Werkstattleiter Udo Scholz mit seiner kundigen Führung durch die Werkstatt einen Einblick in ein faszinierendes Edeldruckverfahren. Der Abend wurde in gemeinsamer Runde mit einem Abendessen beschlossen.

Werkstattleiter Udo Scholz demonstriert die Technik des Lichtdrucks. Foto: JR

Sonnabend, 26. Februar 2011

Der zweite Tag des Treffens begann mit Henk Porcks Ankündigung seines Vortrages zu Fragen der Bestimmung und Terminologie von Buntpapieren auf dem diesjährigen IADA Kongress vom 29. August bis 2. September 2011 in Bern. Anschließend führte Frieder Schmidt mit seinem Vortrag in das Hauptthema des Treffens – Prägen und Pressen, das Verformen von Papier, Pappe und Karton in die dritte Dimension – ein. Er gab einen Einblick in verschiedenste Erscheinungsformen und Herstellungstechniken und stellte relevante Publikationen zum Thema vor. Bereits während seines Vortrages und der sich anschließenden Präsentation des von Claus W. Gerhardt zusammengetragenen Mustersammlung von Prägedrucken entspann sich eine lebhafte Diskussion unter den Teilnehmern.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen führte Frieder Schmidt durch das neue Gebäude des Deutschen Buch- und Schriftmuseums, den sogenannten vierten Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek. Neben den Arbeits- und Ausstellungsräumen sowie dem Lesesaal fanden dabei vor allem die Magazinbereiche besonderes Interesse.

Siebdruckpapier von Thomas Waibel (Hamburg)

Nach diesem Rundgang wurden in rascher Folge mehrere Punkte erörtert: 

Lutz J. Walther fragte nach potentiellen Datierungshinweisen zu einem Taptenfragment. Julia Rinck stellte Siebdruckpapiere des in Hamburg lebenden Designers Thomas Waibel sowie handgeschöpfte Papiere mit Flächen-Wasserzeichen des in Berlin tätigen Papiermachers Gangolf Ulbricht vor. 

Susanne Krause bat um Identifikationshilfe für ein Buntpapierfragment und wies auf das jüngst erschienene Buch „Zwiebelfische“ sowie die dazu erschienene DVD über den sogenannten „Chinesischen Satzzirkel“ hin.

Wie immer fanden sich in den Pausen kleinere und größere Gesprächsgruppen zu intensiven Diskussionen, neu erschienene und historische Publikationen wurden gesichtet und die mitgebrachten Buntpapiere begutachtet. Neben den bereits erwähnten Papieren brachten auch der Marmorierer Dirk Lange und Ernst Weickmann eigene Muster mit, die Sammlerin Adelheid Schönborn präsentierte Bücher mit Buntpapiereinbänden in verschiedenen Techniken.

Als Thema für die nächste Tagung wurde der umfassende Komplex „Oberflächenveredelung an Buntpapieren“ – so u. a. Glätten, Gelatinieren, Lackieren, Veloutieren – sowohl im handwerklichen als auch im industriellen Bereich vorgeschlagen.

Teilnehmer: Katharina Eitel, Corinna Herrmann, Susanne Krause, Dirk Lange, Andrea Lothe, Martina Manecke-Frey, Ilse Mühlbacher, Henk Porck, Julia Rinck, Helma Schaefer, Frieder Schmidt, Christine Trautwein, Lutz Walter, Barbara Weickmann, Ernst Weickmann