Brokatpapier

Brokatpapiere sind leicht reliefierte, partiell mit einem Dekor aus Blattmetall versehene Papiere. Die Trägerpapiere (z.B. Natur- oder Buntpapiere) werden mit Blattmetallfolien bedeckt und in einer Kupferdruckpresse mit einer erhitzten gravierten Kupferplatte auf einem Druckfilz bedruckt.

englisch: brocade paper
Terminologie-Status: Der Terminus „Brokatpapier“ ist als Normbegriff fixiert.
Synonyme: Augsburger Papier (historisch – veraltet), engl.: dutch gilt papier
DIN 8580: Fügen (Blattmetall), Umformen (Reliefierung), z.T. Beschichten (Farbauftrag)
Techniken (übergeordnet): Drucktechnik, Prägedruck, Blockdruck
Modifikationen: Druck mit gold-, silber- oder kupfer-/bronzefarbenen Blattmetallfolien, verschiedene Trägerpapiere (Naturpapier, in der Masse gefärbtes Papier, Buntpapier), bisweilen vorher schabloniert (patroniert), teilweise nachträglich handkoloriert
Abgrenzung: Bronzefirnispapier, Reliefiertes Metallpapier

Geschichte und Technik

Die Brokatpapiere haben ihren Ursprung in Augsburg und kamen ab um 1700 in den Handel. Bereits 1708 beschreibt Johann Gottfried Zeidler in seiner „Buchbinder-Philosophie“ das Verfahren: Für die Herstellung der Brokatpapiere

„gebrauchet man eine Meßinge Form/ worein die Blumen mit dem Grabstickel gegraben/ und das übrige hol ausgehauen/ von welcher die Figuren mit Blätleingolde auff gefärbt Papier abgedruckt werden“.

In: Johann Gottfried Zeidler: Johann Gottfried Zeidler: Buchbinder-Philosophie Oder Einleitung In die Buchbinder Kunst. Darinnen dieselbe aus dem Buch der Natur und eigener Erfahrung Philosophisch abgehandelt wird. Renger, Halle (Saale) 1708, S. 111–112.

Gehandelt wurden die Papieren von sog. Brokatpapierverlegern. Der erste nachgewiesene Verleger war der Briefmaler, Patronist und „Türkisch Papiermacher“ Abraham Mieser, dessen Papiere eine „hervorragende Qualität“ hatten. (Vgl. Matthias Hageböck: Brokatpapier. In: Rinck/Krause: Handbuch Buntpapier, S. 85.)

Brokatpapier, goldfarbene Blattmetallprägung auf Naturpapier, wohl 1. Hälfte 18. Jahrhundert. Privatbesitz. Foto: JR

Zwei Brokatpapiere mit goldfarbener Reliefierung auf einfarbig gestrichenem Papier von Abel & Renner. Auf dem links abgebildeten ganzen Bogen mit einem floral ornamentiertem Gittermuster ist an der linken unteren Kante die Verlegersignatur zu erkennen; rechts ist ein Ausschnitt eines Brokatpapiers mit Heiligendarstellungen zu sehen. Privatbesitz. Foto: JR

Brokatpapier, goldfarbene Blattmetallprägung auf einfarbig gestrichenem Grund (einfarbig gestrichenes oder einfarbiges Kleisterpapier), positiver Plattenschnitt, Dekor mit stilisierten Zweige und Blüten.

Privatbesitz. Foto: JR

„Puzzletechnik“

Anhand des reichhaltigen Bestandes der Brokatpapiere in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek entdeckte Matthias Hageböck ein spezielles Verfahren der Brokatpapierherstellung wieder, das lange in Vergessenheit geraten war:

Dazu wurde eine Druckplatte mit runden, ovalen oder eckigen Aussparungen verschiedener Größe und Zahl versehen. Das Grundmuster bestand in diesen Fällen aus Akanthus- oder Arabeskenranken, in deren Aussparungen verschiedene Motive eingestreut werden konnten. Dafür lagen kleine runde, ovale oder eckige Einlegestücke als Motivserien mit Tieren, Putten, Kriegstrophäen und anderen Darstellungen bereit, wodurch sich zahlreiche Variationsmöglichkeiten ergaben.“

Matthias Hageböck: Buntpapiere in Weimarer Huldigungsschriften. In: Claudia Kleinbub und Johannes Mangei (Hrsg.): Vivat! Huldigungsschriften am Weimarer Hof. Göttingen 2010, S. 62–63.

Hier wurde diese „Puzzletechnik“ angewandt: In die Platte mit Rankenornamenten wurden runde und ovale Musterstücke mit unterschiedlichen Motiven (hier die Vögel) eingesetzt. Zwei Brokatpapiere mit derselben Platte gedruckt: goldfarbene Blattmetallprägung auf einfarbig gestrichenem Papier (links) bzw. auf Naturpapier (rechts), Dekor mit Ranken, Blattwerk, Blüten und Vögeln, 18. Jahrhundert. Privatbesitz. Foto: JR

Schablonierte Brokatpapiere

Neben einfarbig gestrichenen Papieren wurden oft schablonierte (historisch: patronierte, von Patrone = Schablone) Trägerpapiere für die Brokatpapiere verwendet. Die Patronisten waren den Briefmalern verwandt, die z.B. Holzschnitte farbig kolorierten. Koloriert wurde mit Schablonen, wodurch der Farbauftrag sehr zügig und effizient erfolgen konnte.

Brokatpapier, goldfarbene Blattmetallprägung, positiver Plattendruck, von Johann Wilhelm Meyer, Augsburg um 1760. [PC SERIE W 31]
Königliche Bibliothek Den Haag. https://www.flickr.com/photos/koninklijkebibliotheek (CC BY-SA 2.0)